Sakramente & Feiern

Beichte und Aussprache

Das Sakrament der Buße

Das Sakrament der Buße (also die Beichte) zu empfangen, ist grundsätzlich jederzeit möglich

Wir Priester werden dafür seltener als früher in Anspruch genommen. Wenn, dann aber oft länger und intensiver. Und nicht mehr so stark wie früher an die "heiligen Zeiten" gebunden, sondern an die Ereignisse unseres Lebens. Naturgemäß wenn etwas Belastendes vorgefallen ist. Oder auch in Zeiten einer Krankheit oder einer Kur, wenn der gewohnte Lauf unterbrochen wird, wenn wir mehr Zeit zum Überdenken unseres Lebens und für Rückblicke haben.

Dafür braucht es Zeit - und die sollten wir uns nehmen. Die letzten Minuten vor einer Messe sind da meist ungeeignet. Darum können Sie uns Priester jederzeit ansprechen oder über unser Pfarrbüro einen Termin vereinbaren. Im Krankheitsfall kommen wir natürlich auch gerne zu Ihnen nach Hause, in ein Spital o.ä. 

In Canisius wird sich auch oft ein Priester finden lassen, bei dem sie in einer Fremdsprache beichten können (Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Serbisch).

Feste Beichtzeiten sind jeweils am Samstag um 18.00 (vor der Abendmesse)
und zu den angegebenen Zeiten vor Ostern und Weihnachten.

 

"Ich muss bei dir heute zu Gast sein ..."

Ein Mann sitzt im Bummelzug. Bei jeder Station steckt er den Kopf zum Fenster hinaus, liest den Ortsnamen und stöhnt. Nach vier oder fünf Stationen fragt ihn besorgt sein Gegenüber: "Tut ihnen etwas weh? Sie stöhnen so entsetzlich?" Da antwortete er: "Eigentlich müsste ich aussteigen. Ich fahre dauernd in die falsche Richtung. Aber es ist so schön warm hier drin."

Das ist eine menschliche Erfahrung: Auch wenn wir auf die Todgleise des Lebens driften: "Es ist so schön warm hier!"

Da helfen keine Detail-Korrekturen, keine kosmetische Oberflächenbearbeitungen. Da gilt es auszusteigen und einen neuen Anfang zu machen.

Aber wie? "Es ist doch so schön warm hier!" In Krisensituationen, Schuldverstrickungen, Leid und Unheil sind wir allein zu schwach.

Die Bibel berichtet uns vom liebenden Vater, der dem verlorenen, schuldig gewordenen Sohn entgegen eilt, ihn umarmt und in seine vollen Sohnrechte wiedereinsetzt; vom öffentlichen Sünder, auf den Jesus zugeht und ihn mit fast unhöflich direkten, aber zugleich sehnsüchtig suchenden Worten anspricht: "Zachäus, heute muss (!) ich bei dir zu Gast sein!" Die Bibel bezeugt einen Gott, der nicht darauf wartet, dass wir selbst unser Leben in Ordnung bringen, sondern nur sehnsüchtig erhofft, dass wir uns ihm öffnen - dann kann er heilen, vergeben, befreien, zu neuem Anfang führen.

Diese Befreiung spricht - quasi als "Ostergeschenk" - der Auferstandene direkt aus: "Wem ihr die Sünden nachlasst, dem sind sie vergeben!" Wem die Kirche in der Autorität Jesus die vergebende Liebe Gottes zusagt, der ist nicht endgültig auf Schuld und Sünde festgelegt, der braucht sich nicht selbst aus etwas befreien, wo aus eigener Kraft sowieso kein Ausweg mehr ist... - dem ist die Befreiung von Gott verbindlich zugesagt und versprochen!

Bei Gott die verfahrenen Bereiche des Lebens abzulegen, bei ihm das Herz auszuschütten, bei ihm die Belastungen abzuladen - sind nicht nur befreiende Erfahrungen. Wer glaubt - anders gesagt: wer auf Gott vertraut, der traut ihm auch zu, aus dem Scherbenhaufen des Lebens ein neues Kunstwerk zu machen.

Dies ist eine tiefe Erfahrung von Menschen, die in Beziehung mit Jesus stehen - seit Jahrhunderten. Das hat einen ganz besonders festlichen, verbindlichen und tiefen Ausdruck im Sakrament der Buße, in der Beichte:

Wenn ich mein Leben vor Gott zur Sprache bringe, wenn ich die Belastungen meines Lebens, meine Schulderfahrungen und Verfehlungen bei ihm abgeladen habe, tut es gut, durch den Priester die verbindliche Zusage Gottes zu hören: "Deine Sünden sind dir von Gott vergeben!"; da tut es gut, wie eine versöhnende Umarmung, die Handauflegung zu spüren. Nicht dass Gott mir ohne Beichte nicht verzeihen würde - aber es tut ganz einfach gut, es sich so deutlich und verbindlich zusagen und versprechen zu lassen!

In diesem Sinne steht auch das, was mit dem alten Wort "Buße" gemeint ist - ein erster Schritt, in diesem neuen, befreiten Leben wieder Fuß zu fassen. So kann die Buße ein bestimmtes Gebet der Dankbarkeit, wie auch eine konkrete Aktion sein, die als erster Schritt dieses "neuen" Lebens Hilfe gibt.

Das tiefe Erfahren dieser verzeihenden Liebe Gottes kann böse Kreisläufe durchbrechen, kann tiefsitzende Verkrümmungen heilen - denn: (gespürte und erfahrene) Liebe ist die beste Medizin!

(Pfarrer Gerald Gump)